3161 Texte schreiben mit kooperativen Methoden. Band 1: Fortsetzungs-, Reizwort- und Fantasiegeschichten
© Finken-Verlag · www.finken.de Texte schreiben kooperativ · Bd. 1 VII Kooperatives Lernen (Hintergrund) Sie als Lehrkraft stellen den Rahmen für den reibungslosen Ablauf bereit: die passende Sitzord- nung, die schnelle Gruppenzuordnung durch spaßbetonte Einteilung (Gruppeneinteilungsvarianten Methodenglossar), die klaren methodischen Vorgehensweisen und eine vorgegebene Zeit- struktur. Dies alles trägt dazu bei, dass die Schüler gerne und effektiv miteinander im Team lernen. Ja ..., aber meine starken Kinder lernen nichts dazu! Im Bereich der individuellen Verantwortung (THINK) arbeitet und lernt das leistungsstarke Kind alleine und auf seinem Leistungsniveau. Diese Erfahrung bringt es dann ein in der nächsten Phase des Unterrichts (PAIR-SHARE; siehe Methodenglossar). Das (verständliche) Erklären eines Sachverhaltes für Mitschüler ist kognitiv anspruchsvoll: Der Lerninhalt muss in eigene Worte gefasst werden, es müssen verschiedene Beispiele oder Ideen eingebracht werden, wenn das Gegenüber nicht gleich versteht. Ein leistungsstarker Schüler macht beim kooperativen Aufsatzunterricht sehr schnell die Erfahrung, dass ein Mitschü- ler die Schreibkriterien besser versteht, wenn er sie ihm erklärt und somit seine Gruppe mit einem besseren Beitrag in eine „Challenge“ gehen kann. Das stärkt seinen Selbstwert und hebt seine Lernmotivation. Wer mit anderen erfolgreich zusammenarbeitet, geht emotional gestärkt hervor und ist kein Konkurrent oder Einzelkämpfer, sondern ein Teamplayer. Empirische Untersuchungen haben ergeben, dass alle Kinder einen deutlichen Lernzuwachs durch den Einsatz von kooperativen Methoden im Vergleich zum konventionellen Unterricht verzeichnen (siehe dazu bei weiterführender Literatur: Brüning / Saum, Frontalunterricht und kooperatives Lernen, S. XI). Ja ..., aber wie soll ich das benoten? Die klassische Art, einen Schüler im Bereich Texte verfassen zu bewerten, ist die Benotung einer schriftlichen Arbeit. Beim kooperativen Lernen gibt es deutlich mehr Möglichkeiten des Leistungsnachweises, ganz im Sinne einer prozessorientierten Bewertung. Sie können die verschiedenen Unterrichtsphasen nutzen, um einzelne Schüler bei der Einzelarbeit, bei der Partner- oder Gruppenarbeit und bei der Evaluation der Schreibprodukte ihrer Mitschüler zu beobachten. Sie können sich Notizen über Lernstand, Lernfortschritt und Entwicklung machen. Dabei können Sie verschiedene Instrumente der Leistungsbewertung nutzen: Schülermeldungen, Vorträge, Schreibskizzen, Präsentationen und Bewertungszettel, mit denen der Schüler seinen Mitschülern Rückmeldung gibt. Die Befürchtung, dass man bei Gruppenarbeit den einzelnen Schüler nicht individuell sehen und bewerten kann, ist unbegründet. Sie können durch vielfältige Beobachtungsmöglichkeiten sehr genau differenzieren, wer in einer Gruppe den aktiven Part spielt, welches Kind sich gut mitnehmen lässt und wer sich nur schwer einbringen kann. Bei Lernentwicklungsgesprächen können diese Kompetenzen der Schüler ein guter Ausgangspunkt sein, um miteinander ins Gespräch zu kommen.
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