© Finken-Verlag · www.finken.de Hören differenziert · ab Klasse 2 IV Konzept Für das Lesen sind zur Unterstützung der Texterschließung Strategien wie „Markieren“, „Einteilen von Abschnitten“ oder auch „Randbemerkungen“ bekannt, die beim Behalten und Verarbeiten von Informationen helfen können. Bei auditiven Texten sind solche Methoden nicht möglich. Wie sollte man eine Hörbotschaft in sichtbare Abschnitte einteilen? Wo könnte man Kommentare oder Randbemerkungen notieren? Gleichwohl benötigen die Kinder gerade für die anspruchsvolle Rezeption von Hörtexten ein Repertoire an Strategien, das sie bei der Erschließung unterstützt: „Wer seine Aufmerksamkeit gezielt auf das Gehörte ausrichten kann, wer im Gespräch mit anderen gezielt nachfragen kann und wer Notizen beim Zuhören anfertigen kann, bewältigt Zuhörsituationen in der Schule und darüber hinaus sicherer.“ (Krelle 2016, S. 38)4 Strategisch hören – Typen von Zuhörstrategien Krelle (2016) unterscheidet im Wesentlichen vier Typen von Zuhörstrategien, die entweder vor, während oder nach der Rezeption von Hörtexten zum Tragen kommen. 1. Grundlegende Strategien zur Steuerung der Aufmerksamkeit Wer konzentriert zuhören möchte, muss in der Lage sein, sich auf die Hörsituation einzulassen, zur Ruhe zu kommen und sich ganz auf das Hörerlebnis zu fokussieren. Dies kann z. B. geschehen, indem die Zuhörenden die Augen schließen. Auch eine kurze (gemeinsame) Konzentrationsübung oder eine ritualisierte Einstimmung auf das Zuhören (z. B. durch eine Ohrenmassage oder eine Klangkombination) können helfen, die Aufmerksamkeit zu steuern. 2. Ordnende bzw. Informationen reduzierende Strategien Um das Gehörte für sich nutzen zu können, ist es wichtig, die Fülle an Informationen zunächst auf das Wesentliche zu reduzieren und zu ordnen. Hierbei sind Methoden wie das Aufschreiben von Stichpunkten oder Kernsätzen sowie das Anfertigen einer Mindmap oder einer Zeichnung hilfreich. Alle diese Strategien müssen mit den Kindern vorher thematisiert und gezielt eingeübt werden. Darüber hinaus muss gerade bei unerfahrenen Zuhörerinnen und Zuhörern stets genügend Zeit zur Verfügung stehen, um die entsprechenden Strategien auch anwenden zu können. 3. Elaborative bzw. weiterverarbeitende Strategien Eine Möglichkeit, Gehörtes für sich zu strukturieren und weiterzuverarbeiten, bieten auch elaborative Strategien. Die Zuhörenden versuchen dabei, Zusammenhänge zwischen den verschiedenen Informationen herzustellen und daraus Schlüsse abzuleiten, etwa indem sie eine Zeichnung/ein Bild zu einem Sachverhalt erstellen oder eine Situation szenisch nachspielen. Elaborative Strategien lassen sich im Unterricht gezielt anregen, indem die Zuhörenden aufgefordert werden, die Kernaussagen des Gehörten mit eigenen Worten wiederzugeben, Quizfragen zu entwickeln, einen Brief oder Artikel zum Hörtext zu schreiben, unbekannte Wörter aus dem Kontext zu erklären, zu antizipieren, eine andere Perspektive einzunehmen etc. 4. Reflexive oder metakognitive Strategien Hierunter zählen Strategien, die zur Überwachung und Reflexion des eigenen Hörprozesses dienen. Um gezielt zuhören zu können, ist es beispielsweise wichtig, dass den Zuhörenden schon vor der Rezeption klar ist, mit welchem Ziel bzw. welcher Absicht sie zuhören sollen (vgl. Imhof 2016)5. Eine solche Transparenz kann gegeben werden, indem das Thema/die Überschrift des nachfolgenden Textes genannt oder ein passendes Bild gezeigt wird. Auch das Erstellen eines Clusters zum Thema oder das Formulieren von Fragen gibt den Zuhörenden Gelegenheit, ihr Vorwissen zu aktivieren und somit gezielter zuzuhören. Zugleich können die Kinder und auch Sie im Anschluss an die Rezeption überprüfen, was verstanden bzw. dazu gelernt wurde. 4 Krelle, Michael (2016): Dem Fahrraddieb auf der Spur. Mit Ratekrimis Zuhörkompetenzen erwerben. In: Grundschule Deutsch, H. 52, S. 38–40. 5 Imhof, Margarete (2016): Schlüsselkompetenz Zuhören. Voraussetzung und Ziel für Lernen im Grundschulalter. In: Grundschule Deutsch, H. 52, S. 10–13.
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