© Finken-Verlag · www.finken.de Hören differenziert 3/4 92 Grusel und Abenteuer 63 In einem Schloss in Schottland (Fortsetzung) Zum Glück hatte die Schlossherrin eine Salbe und ein Pflaster in der Nähe und konnte das junge Gespenst nach kurzer Pflege wieder entlassen. „Tja“, sagte die Mutter, als es wieder zurückkam, „ich glaube, du musst noch unheimlicher werden.“ Und das junge Gespenst versprach, dass es sich Mühe geben wollte. „So“, sagte der Vater am nächsten Abend, „heute machen wir das mit den Ketten. Das wirkt immer, hä, hä.“ Er stellte sich oben an die Treppe, die in den Saal hinunterführte, band sich zwei schwere Ketten mit Eisenkugeln an die Füße und schlürfte stöhnend die Treppe hinunter, dann quer durch den Saal und am Schluss kroch er wieder am Kamin hoch. Die Schlossherrin war bleich vor Entsetzen und klammerte sich an den Schlossherrn, und der klammerte sich an die Stuhllehne. Das junge Gespenst war begeistert. Sobald der Vater wieder bei ihm war, band es sich die Ketten an die Füße und marschierte los. Aber die Ketten waren so schwer, dass sie samt dem jungen Gespenst die Treppe hinunterkugelten und durch den ganzen Saal schlitterten, zuhinterst durch eine zersplitternde Fensterscheibe sausten und mit dem Gespenst zusammen in den Schlossgraben stürzten. Und wäre dort nicht schon die Gespenstermutter bereitgestanden, die so etwas geahnt hatte, wäre das junge Gespenst noch ertrunken. Franz Hohler
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