3144 Hören differenziert 2 und 3/4

© Finken-Verlag · www.finken.de Hören differenziert · ab Klasse 2 III Konzept Hören und Zuhören – immer und überall „Zuhören ist sowohl diejenige Sprachkompetenz, die Menschen als erste entwickeln, als auch diejenige, die Menschen im Alltag am häufigsten nutzen.“ (Imhof 2016, S. 10)1. Dies gilt insbesondere auch für den Bereich Schule. Ein Großteil des Unterrichts findet mündlich statt und setzt voraus, dass Kinder in der Lage sind, sich und auch der Lehrkraft verstehend zuzuhören, d. h. die wesentlichen Informationen einer Hörbotschaft wahrzunehmen, zu entschlüsseln und für sich zu verarbeiten. Mit der Einführung der Bildungsstandards hat das Zuhören als Kompetenzerwartung im Bereich „Sprechen und Zuhören“ auch Eingang in die Bildungspläne der Länder gefunden. Gemessen an der Bedeutung dieses wichtigen Lernkanals ist die Aufmerksamkeit, die der Ausbildung von Hörkompetenzen in der Schule zukommt, aber eher gering. Viele Kolleginnen und Kollegen beklagen, dass ihnen neben der Förderung von Lese- und Schreibkompetenz und dem täglichen Alltagsgeschäft keine Zeit mehr bliebe, sich zusätzlich noch in den Bereich des Hörens einzuarbeiten und dieses im Unterricht zu üben. Der vorliegende Ordner „Hören differenziert · ab Klasse 2“ setzt an dieser Stelle an. Ziel ist es, Ihnen mit ausgewählten Texten und Materialien einen unkomplizierten und zugleich systematischen Einstieg in die Förderung von Zuhörkompetenzen zu ermöglichen, ohne dass es sich dabei notwendigerweise um ein „noch dazu“ handelt. Sie erhalten auf den nachfolgenden Seiten eine kurze Einführung in die spezifischen Herausforderungen sowie sinnvolle Strategien beim Umgang mit Hörbotschaften. Dabei werden Sie feststellen, dass das Entschlüsseln von Hörtexten einen komplexen kognitiven Konstruktionsprozess darstellt und ähnliche Kompetenzen verlangt wie das Lesen von Printmedien. Oder anders ausgedrückt: Hören und Lesen sind eng miteinander verbunden. Konzept und Ziel Herausforderungen beim Hören Wer eine Hörbotschaft entschlüsseln möchte, muss zunächst in der Lage sein, die relevanten Informationen aus dem Lautstrom zu selektieren. Das setzt voraus, dass die Zuhörenden mit dem Lautinventar der deutschen Sprache vertraut sind und über einen ausreichenden Wortschatz verfügen, um die gesprochenen Wörter im Lautstrom überhaupt identifizieren und ihnen eine Bedeutung zuweisen zu können (vgl. Rösch 2003, S. 59).2 Darüber hinaus müssen die Zuhörenden in der Lage sein, das Gehörte miteinander in Beziehung zu setzen und in bestehendes Vorwissen einzuordnen. Dazu greifen sie auf ihr Sach- und Weltwissen, aber auch auf ihre sprachlichen Kenntnisse zurück, etwa über die Stellung des Verbs im Satz, die Verwendung von Pronomen und Konjunktionen etc. Nicht nur für Kinder, die Deutsch als Zweitsprache erlernen, ergeben sich dabei Stolperstellen und Schwierigkeiten. Auch Kinder aus bildungsfernen Familien, die nur über einen eingeschränkten Wortschatz verfügen oder solche, die wenig Erfahrungen mit „Schriftsprache“ gemacht haben, können beim Entschlüsseln eines Hörtextes scheitern. Bei Sachtexten ergibt sich zudem das Problem, das dort u.U. Fachvokabular genutzt wird, das den Zuhörenden nicht bekannt ist und daher erst aus dem Kontext erschlossen werden muss. Nicht zu unterschätzen ist auch die Tatsache, dass die Zuhörenden über gute Merk- und Konzentrationsfähigkeiten verfügen müssen, um alle wichtigen Informationen nicht nur wahrzunehmen, sondern zumindest kurzfristig auch zu behalten und in Beziehung setzen zu können. „Wenn man zuhört, geschehen zwei Dinge gleichzeitig: Die Informationen, die man hört, müssen verarbeitet werden, während man weiter zuhört.“ (Käser-Leisibach/Zingg-Stamm 2016, S. 7)3 Da Hörbotschaften flüchtig sind, muss die Verarbeitung des Gehörten sehr schnell erfolgen. Sonst verliert man als Zuhörer bzw. Zuhörerin den Anschluss bzw. überhört gegebenenfalls wichtige Informationen. 1 Imhof, Margarete (2016): Schlüsselkompetenz Zuhören. Voraussetzung und Ziel für Lernen im Grundschulalter. In: Grundschule Deutsch, H. 52, S. 10–13. 2 Rösch, Heidi (2003): Deutsch als Zweitsprache. Sprachförderung: Grundlagen, Übungsideen, Kopiervorlagen. Braunschweig: Schroedel. 3 Käser-Leisibach, Ursula/Zingg-Stamm, Claudia (2016): Hörkompetenzen sichtbar machen. Hörverstehen beobachten, fördern und verstehen. In: Grundschule Deutsch, H. 52, S. 7–9.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODYxNDcw