3130 Wie stehst du dazu? Demokratisch denken und handeln
© Finken-Verlag · www.finken.de Wie stehst du dazu? 7 Konzept Demokratische Erziehung (schon) in der Grundschule? „Alle Macht geht vom Volk aus“, so heißt es im Artikel 22 des Grundgesetzes. In einer repräsentativen Demokratie, wie wir sie in Deutschland haben, wird dieser Anspruch durch demokratische Wahlen umgesetzt. Wir wählen eine Partei bzw. einen Kandidaten, von dem oder der wir glauben, dass diese die eigenen Interessen, Vorstellungen und Werte am besten im Parlament vertreten können. Denn hier beraten die gewählten Volksvertreter*innen darüber, wie das Zusammenleben in unserem Staat organisiert werden soll, welche Rechte und Pflichten die Bürger*innen haben und wie wichtige gesellschaftliche oder globale Themen umgesetzt werden sollen. Demokratie setzt damit auf Menschen, die bereit und in der Lage sind, eigene Ideen zu wichtigen gesellschaftlichen Themen zu entwickeln und Stellung zu beziehen. Sie ist eine kreative Gesellschaftsform, in der sich Menschen engagieren und die sie mitgestalten können. Partizipation und Teilhabe sind wichtige demokratische Prinzipi- en, die jedoch nur gelingen können, wenn Menschen in der Lage sind, sich selbststän- dig eine Meinung zu bilden und diese verantwortungsbewusst und engagiert zu vertreten. „Es geht darum, Haltung zu zeigen, und das geht nur, wenn man sie hat.“ 1 Vor diesem Hintergrund ist Demokratieerziehung für uns ein schulartübergreifendes Bildungsziel, dessen Basis in der Grundschule gelegt wird. Ziel ist es, Kinder dabei zu unterstützen, (politisch) mündige, handlungsfähige Erwachsene zu werden, die sich ihrer Verantwortung in der Gesellschaft bewusst sind und aktiv daran teilhaben. Dies funktioniert unserer Ansicht nach dann am besten, wenn sie schon sehr früh zu demokratischem Denken, Sprechen und Handeln angeregt werden – und zwar bei Themen, die sie unmittelbar betreffen und auch von ihnen beeinflussbar sind. Dafür ist die Ausbildung einer eigenen Meinung grundlegend. Um sich eine Meinung bilden zu können, ist es notwendig, dass Rezipient*innen sich gezielt informieren, verschiedene Sichtweisen gegeneinander abwägen und Seriöses von Reißerischem unterscheiden lernen. Dies stellt bei der Vielzahl an unterschiedli- chen Genres und Medien eine besondere Herausforderung dar – auch und gerade im Hinblick auf die Vermittlung in der Schule. Schon immer haben Medien Einfluss genommen auf Meinungsbildungsprozesse, sei es durch die Auswahl ihrer Informatio- nen oder durch die Art ihrer Berichterstattung. In der aktuellen Medienlandschaft ergibt sich zusätzlich das Problem, dass sich die medialen Präsentationsformen verändert haben, sodass es für die Nutzer*innen noch schwieriger geworden ist, zwischen sachlichen (seriösen) Informationen und der Inszenierung von Sach- verhalten bzw. Meinungsäußerungen zu unterscheiden. So setzen vorgeblich sachliche Dokumentationen, z. B. zur Behinderung der Arbeit von Rettungskräften bei Unfällen, zu Themen wie Klimawandel oder Tierschutz sehr bewusst und gezielt spektakuläre Effekte ein, um Rezipienten vor allem emotional anzusprechen und so letztlich zu einer bestimmten Position anzuregen. Es braucht Berichte, die aufrütteln und auf wichtige Themen aufmerksam machen. Aber um sich eine Meinung bilden zu können, ist noch mehr notwendig. 1 Fritz Schäffer: Haltung entwickeln. In: Bayerische Schule – Das Magazin des BLLV. Heft 1, 2017, S. 14
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