1813 Sprachlicher Anfangsunterricht – Sprechen und Zuhören

© Finken-Verlag ∙ www.finken.de 17 • Ein Anliegen vortragen Vom Hausmeister eine Kiste mit Tafelkreide zu holen oder die Sekretärin um eine Telefonnummer zu bitten, erfordert von den Kindern die Fähigkeit, ihre Anliegen in angemessener Weise vorzutragen. Im Unterricht kann gemeinsam überlegt werden, wie man weniger vertraute Personen anspricht und sein Anliegen angemessen formuliert. Dazu gehören z. B. die Fragen: Wie spreche ich jemanden an? (Herr, Frau, Sie) − Wer bin ich? Woher komme ich? Was ist mein Anliegen? Die gemeinsam gefundenen Ideen können in Rollenspielen geübt und schließlich im Schulalltag angewandt werden. Eine sehr authentische Gesprächssituation stellt das Einkaufen dar. Planen Sie doch einmal mit den Kindern ein Klassenfrühstück und kaufen Sie die notwendigen Lebensmittel dazu gemeinsam ein. Hier können die Kinder mögliche Vorerfahrungen einbringen und mehr Sicherheit im Umgang mit alltäglichen Gesprächssituationen gewinnen. • Aus der Pause erzählen Die Pause hat gerade für Schulanfänger und -anfängerinnen eine große Bedeutung. Wird man einen Spielpartner finden? Kann man das tun, was man gerne möchte? Gibt es Streit? Das sind Fragen, die Kinder vor, während und auch noch nach der Pause beschäftigen. Insofern bietet die Reflexion der eigenen Pausenerfahrung einen bedeutsamen Gesprächsanlass. Dies kann z. B. als Ritual nach jeder Pause mit verabredeten Handzeichen (z. B. Daumen nach oben oder unten) geschehen. Je zwei oder drei Kinder erzählen von einem schönen (Top) oder einem unangenehmen Ereignis (Hopp) aus der Pause. Dabei sollte die Erzählung maximal 1–2 Minuten dauern. Im Anschluss haben die anderen Kinder und auch die Lehrkraft Gelegenheit nachzufragen. Alternativ können die Kinder ihre Erlebnisse auch ihrem Tischnachbarn erzählen. Nach 2 Minuten wechseln die Kinder dann ihre Rollen. Als Lehrkraft sollten Sie in solchen Pausenreflexionen gerade zu Beginn eine aktive Zuhörerrolle einnehmen, indem sie das Kind ansehen, durch Mimik und Gestik signalisieren, dass Sie alles verstanden haben und ggf. auch interessiert nachfragen. Dies hilft den Sprechenden bei der Strukturierung ihrer Erzählung (vgl. Kap. 3.2) und dient den zuhörenden Kindern als Vorbild. • Über Klassendienste sprechen Auch Klassendienste wie Tafeldienst, Blumendienst, Aufräumdienst usw. eignen sich gut, um das Sprechen vor und mit anderen alltagsintegriert zu üben. Besonders vielfältige Sprechanlässe ergeben sich, wenn die Kinder nicht wöchentlich andere Aufgaben übernehmen, sondern über einen längeren Zeitraum dasselbe Amt innehaben und so in ihre Aufgabe hineinwachsen können (Geister 2011). So wird z. B. nicht mehr nur darüber gesprochen, wie viel Wasser eine Pflanze benötigt, sondern auch, ob diese auch einmal umgetopft werden muss oder ob man einen Ableger nehmen kann, um eine neue Pflanze zu ziehen. So findet das Sprechen eingebettet in Alltags- und Fachkontexte statt. Zu sinnvollen Sprechanlässen kommt man im Rahmen der Klassendienste aber nur, wenn man diese pflegt, z. B. indem man regelmäßig Feedback gibt. Dies kann auch gut im Zuge des Klassenrates (Geister 2011) erfolgen. Hier können dann außerdem Unsicherheiten oder Fragen in Bezug auf die mit den Diensten verbundenen Aufgaben geklärt werden. Alltagsintegrierte Sprechanlässe

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