© Finken-Verlag ∙ www.finken.de 77 Übersicht über die Angebote 1. Der Bücherfresser Wie man Geschichten genießen kann (Lesen – Umgang mit Texten und Medien) 2. Ritter Griesbart und sein Drache ∙ Teil 1 Was ist das denn für eine seltsame Rittergeschichte? (Lesen – Umgang mit Texten und Medien / Sprechen und Zuhören) 3. Ritter Griesbart und sein Drache ∙ Teil 2 Was denkt der Drache in seinen vielen Köpfen? (Lesen – Umgang mit Texten und Medien) 4. Monsterwetter ∙ Teil 1 Wie der Lehrer zum Monster wird (Lesen – Umgang mit Texten und Medien) 5. Monsterwetter ∙ Teil 2 Wie sich eine Verwandlung zum Monster anhören kann. (Lesen – Umgang mit Texten und Medien) Der Bücherfresser 7* Stans Großvater vererbt seiner Familie 23 Kartons voller Bücher, eine alte Hundedecke und eine Holzkiste, die nur für seinen Enkel bestimmt ist. Als der Junge sie öffnet, kommt ein pelziges Wesen zum Vorschein: der Bücherfresser. Stan, der selbst nicht gerne liest, erfährt, dass sein Großvater früher bis zu drei Bücher am Tag gelesen hat, also auch ein Bücherfresser war. Erst als seine Augen schlechter wurden, konnte er seiner Leidenschaft nicht mehr nachgehen. Da begann er das pelzige Wesen mit Büchern zu füttern, das ihm zum Dank dann die Geschichten erzählte. Gemeinsam mit dem Bücherfresser macht Stan es sich auf dem Dachboden gemütlich und beschließt, alle Bücher seines Großvaters zu lesen … In der Geschichte wird deutlich, was die Zuhörer und Zuhörerinnen selbst erleben können: In Büchern stecken Geschichten, die „gefressen“ werden wollen, sei es, dass man sie mit den Augen verschlingt oder sie zunächst von anderen „verdauen“ und dann erzählen lässt. Man kann sich an Geschichten „sattessen“ oder sie „anknabbern“, um sich „Appetit zu holen“. Das alles bieten Bücher aber nur denen, die sich darauf einlassen, sie zu lesen oder auch zu hören. Funke spielt hier mit dem Begriff „Bücherfresser“, indem sie der metaphorischen Bezeichnung eine konkrete Gestalt gegenüberstellt, ein Pelztierchen, das wirklich – und nicht nur im übertragenen Sinne – Bücher vertilgt. Lesen (oder hören) wird hier zu einem kulinarischen, auf jeden Fall aber sinnlichen Erlebnis. Und genau das macht den Reiz der Geschichte und deren Potenzial für das Literarische Lernen aus. Die Zuhörenden werden eingeladen, lebendige Vorstellungen von den Ereignissen auf dem Dachboden zu entwickeln. Sie kriechen sozusagen mit Stan in die Bücherhöhle, spüren die Hundehaare von der Decke herunterrieseln und den Geruch des Großvaters an sich vorbeiziehen. Zugleich wird ein Verständnis für die symbolische bzw. metaphorische Ausdrucksweise in Texten angebahnt. Mithilfe des Pelztierchens und der Beschreibung von Stans Großvater können sie sich erschließen, was mit „Bücherfresser“ gemeint ist. Die Figur des Bücherfressers kann als (selbstgebastelte) Handpuppe (siehe Seite78) die Klasse durch das ganze erste Schuljahr begleiten und gezielt zur Erzähl- und Leseförderung genutzt werden, etwa indem die Kinder mit deren Hilfe (vor-)gelesene Geschichten nacherzählen oder später ihre Lieblingsbücher vorstellen. Möglich ist auch, dass der Bücherfresser den Kindern für jedes selbst gelesene Buch eine kleine Belohnung (z. B. eine Perle) gibt, und wenn diese eine vorher festgelegte Anzahl erreicht haben, erhalten sie die Auszeichnung, selbst ein Bücherfresser zu sein. So kann die metaphorische Bedeutung, die in der Geschichte angelegt ist, für die Kinder mit Inhalt gefüllt werden. * aus: Cornelia Funke erzählt von Bücherfressern, Dachbodengespenstern und anderen Helden P &©2008 JUMBO Neue Medien & Verlag GmbH, Hamburg Textrechte: Cornelia Funke © 2004 Loewe Verlag GmbH, Bindlach
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