1811 Sprachlicher Anfangsunterricht – Lernvoraussetzungen feststellen und Unterricht gestalten

6 © Finken-Verlag · www.finken.de Einleitung Der Eintritt in die Schule ist für Kinder ein prägendes Ereignis, das mit vielen Veränderungen einhergeht. Sie wechseln in einen Lebens- und Lernraum, der deutlich größer ist als die Institutionen, in denen sie sich bislang aufgehalten haben, in dem es neue Bezugspersonen und andere Regeln gibt. Auf diesen Übergang sind die Schulanfängerinnen und Schulanfänger unterschiedlich vorbereitet. Im Sprachlichen Anfangsunterricht zeigt sich die Heterogenität von Grundschulklassen in besonderer Weise. Da sitzen selbstbewusste Kinder, die sich seit Monaten auf die Schule freuen, ihren Namen schreiben und vielleicht auch schon ein wenig lesen können, neben solchen, die gerne noch in ihrer vertrauten Kindergartengruppe geblieben wären, nur mit Mühe einen Stift halten können und kaum über Vorleseerfahrungen verfügen. Welche Lernvoraussetzungen die Kinder mitbringen, was sie können und worin sie Unterstützung brauchen, sind zentrale Aspekte, mit denen sich jede Lehrkraft, die ein erstes Schuljahr übernimmt, auseinandersetzen muss. Dem regelmäßigen Beobachten kommt daher eine besondere Bedeutung zu, auch und gerade in den ersten Schulwochen. Es ist wichtig, sich möglichst schnell einen Überblick über die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Kinder zu verschaffen, um mit entsprechenden Lernangeboten darauf reagieren zu können. Nur so können Sie gewährleisten, dass jedes Kind entsprechend seinen individuellen Bedürfnissen gefördert wird, niemand über- oder unterfordert ist und sich deshalb unwohl fühlt. Dies ist eine besondere Herausforderung, bei der wir Sie gerne unterstützen möchten. Mit dem vorliegenden Band wollen wir Ihnen den Start in den Sprachlichen Anfangsunterricht erleichtern, indem wir Wissenswertes aus der Fachdidaktik mit konkreten Anregungen für den Unterricht verbinden. Dabei liegt der Schwerpunkt auf den aus unserer Sicht grundlegenden Voraussetzungen für das erfolgreiche Lernen: Analyse von Lernvoraussetzungen, Gestaltung von Lernum- gebungen und Durchführung von Unterricht. Es geht also nicht nur um die Feststellung des Lernstandes und der Vorerfahrungen von Kindern, sondern auch um die Vorbereitungen, die Sie im Hinblick auf die räumliche Gestaltung oder die Organisationsstruktur in Ihrer Klasse treffen können, um allen Kindern einen erfolgreichen Übergang in die Schule zu ermöglichen. Im Kapitel 1 haben wir zusammengefasst, welche grundsätzlichen (pädagogischen) Aspekte Sie für den Schulanfang bedenken müssen, damit die Kinder in ihrer Klasse ankommen, sich zurechtfinden und mit dem Lernen beginnen können. Dabei haben wir immer wieder die Perspektive der Kinder eingenommen, denn sie müssen im Zentrum Ihrer Überlegungen stehen. In den Kapiteln 2 und 3 geht es dann um die Feststellung und Analyse der Lernvoraussetzungen. Hier wird geklärt, welche grundlegenden Fähigkeiten und Fertigkeiten für das sprachliche Lernen von Bedeutung sind und wie man diese beobachten kann. Neben einer Übersicht über gängige Diagnoseverfahren bieten wir Ihnen in diesem Teil einen Stationenbetrieb mit Beobachtungsbögen an, bei dem Sie im Rahmen einer ersten Unterrichtsreihe zum Thema „Das sind wir“ gezielt Voraussetzungen für das sprachliche Lernen beobachten können, ohne gleich ein umfangreiches Testverfahren anwenden zu müssen. Da Diagnose immer auch mit Förderung verbunden werden soll, erhalten Sie in Kapitel 4 Tipps zur Erstellung eines Förderplans sowie Anregungen, wie Sie daraus konkrete Fördermaßnahmen ableiten können. Grundlegend für die Förderung aller Kinder ist eine gut vorbereitete Lernumgebung. Wie Sie den Klassenraum gestalten und das Lernen effizient organisieren können, was wichtig ist für ein gutes Klassenklima, und wie man durch entsprechende Materialien Lernprozesse initiieren kann, um all das geht es im Kapitel 5. Daran anknüpfend stellen wir Ihnen im Kapitel 6 konkrete Anregungen für den Unterricht vor. Dazu gehören zwei integrative Unterrichtsreihen, von denen die eine für die ersten Schulwochen konzipiert ist, während die andere sich gut für die zweite Hälfte des ersten Schuljahres eignet oder für den Anfang des zweiten Schuljahres. Ergänzend dazu gibt es eine Auswahl an Materialien zu allen Kompetenzbereichen des Faches, die Sie im Rahmen von Freiarbeit oder auch in Einzelstunden einsetzen können. Und dann kann es losgehen. Wir wünschen Ihnen einen guten Start!

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