6 © Finken-Verlag · www.finken.de In Anlehnung an Rosenberg entwickelten wir zunächst ein Verfahren, bei dem die Kinder ihrem Streitpartner in einer festgelegen Schrittfolge ihre Beobachtungen, Gefühle und Erwartungen verbal mitteilten. Bereits nach kurzer Zeit waren unsere Klassen in der Lage, selbstständig Alltagsdifferenzen gewaltfrei zu klären. Wir mussten allerdings beobachten, dass sich sprachlich gewandte Kinder damit viel leichter taten als schwächere. Dabei machte es keinen Unterschied, worauf die sprachlichen Defizite beruhten. Als schließlich mit Einzug der Inklusion die sprachliche Heterogenität immer größer wurde, waren wir gezwungen, unsere Methode zu modifizieren. Zunächst versuchten wir, der Problematik durch kleinschrittige Gesprächsvorgaben und Zeitlimits zu begegnen. Die Grenzen des verbalen Konzeptes waren jedoch endgültig erreicht, als 2014 im Zuge der Flüchtlingskrise Kinder ohne jegliche Deutschkenntnisse in unsere Klassen kamen. Aufgrund dieser Entwicklung haben wir unseren Ansatz so modifiziert, dass auch Kinder mit geringen oder keinen Deutschkenntnissen die Möglichkeit erhalten, ihre Wahrnehmungen, Emotionen und Wünsche zum Ausdruck zu bringen – denn nur, wer sich mitteilen kann, wird sich im sozialen Miteinander als wichtig erleben und wohlfühlen können. Die Kommunikationsstruktur unserer Methode bildet ein Parcours (die Brücke), der von den Kindern in einer festen Schrittfolge des Aufeinanderzubewegens durchlaufen wird. Als Kommunikationsmittel wählten wir Bildkarten, die sich die Kinder gegenseitig zeigen und mit deren Hilfe sie sich mitteilen können. Inzwischen ist dieses bildbasierte Verfahren fest in unserem Schulalltag integriert und wird von den Schülerinnen und Schülern selbstständig angewendet.
RkJQdWJsaXNoZXIy ODYxNDcw