Alltagskonflikte einfach beilegen Begleitheft
Hinweis zum Einsatz der Box Zur Box gehören zwei identische Kartensätze, die von beiden Seiten des Trennstegs in gleicher Abfolge einsortiert sein müssen: 1 Titelkarte 1 Übersicht 1 Signalkarte Stopp! 1 Signalkarte Auszeit! Registerkarte Du – Ich – Wir 3 Klappkarten (Du – Ich – Wir) Registerkarte Du 17 Bildkarten violett Registerkarte Ich 7 Bildkarten blau Registerkarte Wir 8 Bildkarten grün
Alltagskonflikte einfach beilegen von Anja Büttner und Christina Meyer
Die Autorinnen: Anja Büttner (links) Grundschullehrerin, Unterrichtserfahrungen mit Kindern ohne Deutschkenntnisse Christina Meyer (rechts), Grundschullehrerin Unterrichtserfahrungen in sehr heterogenen Klassen Du – Ich – Wir Alltagskonflikte einfach beilegen Best.-Nr. 1685 Autorinnen: Anja Büttner, Christina Meyer Illustrationen: Barbara Stachuletz Redaktion: Susanne Kortmann Satz: Therese Meissner Gestaltung der Box: Ünsal Özbakir © 2018 Finken-Verlag GmbH, Oberursel 2., durchgesehene Auflage 2024 Der Kauf von Kopiervorlagen berechtigt die Lehrpersonen der kaufenden Schule, beliebig viele Kopien für den Einsatz an dieser Schule herzustellen. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Nutzung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Hinweis zu § 60a ff UrhG: Weder das Werk noch seine Teile dürfen ohne eine solche Einwilligung eingescannt und in ein Netzwerk eingestellt werden. Das gilt auch für Intranets von Schulen und sonstigen Bildungseinrichtungen.
© Finken-Verlag · www.finken.de 3 Inhaltsverzeichnis Einführung........................................................................................................ 4 Zur Entstehung des Konzeptes..................................................................... 5 Der Ansatz von Dr. Marshall B. Rosenberg................................................. 7 Die vier Komponenten der GfK.................................................................... 8 Die Methode Du – Ich – Wir. .......................................................................... 8 Die Brücke.................................................................................................... 9 Die Bildkarten............................................................................................. 10 Der Ablauf Die Auseinandersetzung stoppen.............................................................. 11 Die Brücke aufsuchen................................................................................ 11 Die Brücke beschreiten.............................................................................. 12 Die Verständigungszone betreten.............................................................. 14 Einführung der Handzeichen....................................................................... 16 Einführung des Verfahrens: Verschiedene Methoden. ............................ 17 Schnellstart................................................................................................. 17 Anknüpfen an eine reale oder fiktive Konfliktsituation. ............................. 18 Kleinschrittige Einführung mithilfe der Bildkarten...................................... 19 Möglichkeiten, das Verfahren einzuüben. ................................................. 23 Das Plakat. ................................................................................................. 23 Die Memo-Karten....................................................................................... 24 Wortschatzarbeit für Kinder mit Migrationshintergrund......................... 25 Individuelle Erweiterungen.......................................................................... 25 Organisatorische Tipps Aufbewahrung der Materialien................................................................... 26 Installation der Brücke. .............................................................................. 26 Bereitstellen der Bildkarten........................................................................ 27 Einsatz von Streitschlichterkindern............................................................ 27 Die Wortschätze im Überblick..................................................................... 28 Plakat: So geht’s (Kopiervorlage)................................................................ 30 Memo-Karten (Kopiervorlagen)................................................................... 32 Das Brücken-Symbol (Kopiervorlage)........................................................ 44
4 © Finken-Verlag · www.finken.de Einführung Streitigkeiten zwischen Schülern/Schülerinnen sind im Schulalltag gang und gäbe. Bleiben sie unbearbeitet, stören sie die Unterrichtsatmosphäre und blockieren das Lernen. Oft investieren Lehrerinnen und Lehrer viel Zeit und Kraft in die Schlichtung – Zeit, die dem eigentlichen Unterricht entzogen wird. Dieses Material beinhaltet eine einfache, effektive und erprobte Methode, wie Alltagskonflikte durch eine Schrittfolge des Aufeinanderzubewegens entschärft werden können. Das bildunterstützte Verfahren lässt sich gänzlich unabhängig vom Sprachstand der Kinder umsetzen und eignet sich daher auch bestens für den Einsatz in Klassen mit hohem Migrationsanteil sowie für Inklusionsklassen. Ist die Methode einmal eingeübt, können die Kinder damit weitgehend selbstständig ihre Konflikte beilegen. Die Lehrkraft ist nicht länger in der Schlichter- bzw. Richterrolle, sondern kann das Geschehen beobachten und ggf. auch begleiten. Das Material hat nicht den Anspruch, Konfliktursachen psychologisch zu bearbeiten. Mit dem Verfahren gelingt es jedoch, Alltagskonflikte zu entschärfen und ein ruhiges Lernklima herzustellen, in dem sich alle Kinder ernst genommen und akzeptiert fühlen – und zwar ganz unabhängig von ihrem (verbalen) Ausdrucksvermögen und ihrer Durchsetzungsfähigkeit.
© Finken-Verlag · www.finken.de 5 Zur Entstehung des Konzeptes Wir, die Autorinnen des vorliegenden Werkes, sind zwei Grundschullehrerinnen aus Bayern, die seit Jahren sehr eng zusammenarbeiten und auch privat befreundet sind. So manches Kaffeetrinken nutzen wir, um neue Unterrichtsideen zu entwickeln und gemeinsam Lösungen für erzieherische Probleme zu finden. Da uns – neben der kognitiven Förderung – besonders auch die soziale Entwicklung der Schülerinnen und Schüler sehr am Herzen liegt, ist der faire und gewaltfreie Umgang mit Alltagskonflikten ein zentrales Thema, mit dem wir uns immer wieder ausgiebig beschäftigen. Konflikte entstehen unweigerlich, weil Menschen unterschiedliche Wahrnehmungen, Bedürfnisse und Werte haben. Sie sind in unserem Alltag eher die Regel als die Ausnahme. Der Umgang mit diesen stellt Schülerinnen und Schüler sowie die pädagogischen Fachkräfte immer wieder vor neue Herausforderungen. Häufig werden Konflikte im Alltag nicht wahrgenommen, bagatellisiert oder es wird schnell ein Schuldiger gesucht, um den Konflikt für beendet zu erklären. Konflikte kosten Zeit und erzeugen Frust bei allen Beteiligten. Daher suchten wir nach einem pragmatischen Weg, Alltagskonflikte so zu bearbeiten, dass sich alle Kinder ernst genommen und gerecht behandelt fühlen, Konflikte entschärft werden und sich das Unterrichtsklima entspannt, Kinder ihre Streitigkeiten möglichst selbstständig beilegen können, pädagogische Fachkräfte zeitlich sowie emotional entlastet werden. Unser Modell zur Konfliktlösung orientiert sich an Dr. Marshall B. Rosenbergs Konzept zur „Gewaltfreien Kommunikation“ (GfK). Die von ihm entwickelte Methode ist ein Werkzeug, um Konflikte friedlich beizulegen (s. S. 7).
6 © Finken-Verlag · www.finken.de In Anlehnung an Rosenberg entwickelten wir zunächst ein Verfahren, bei dem die Kinder ihrem Streitpartner in einer festgelegen Schrittfolge ihre Beobachtungen, Gefühle und Erwartungen verbal mitteilten. Bereits nach kurzer Zeit waren unsere Klassen in der Lage, selbstständig Alltagsdifferenzen gewaltfrei zu klären. Wir mussten allerdings beobachten, dass sich sprachlich gewandte Kinder damit viel leichter taten als schwächere. Dabei machte es keinen Unterschied, worauf die sprachlichen Defizite beruhten. Als schließlich mit Einzug der Inklusion die sprachliche Heterogenität immer größer wurde, waren wir gezwungen, unsere Methode zu modifizieren. Zunächst versuchten wir, der Problematik durch kleinschrittige Gesprächsvorgaben und Zeitlimits zu begegnen. Die Grenzen des verbalen Konzeptes waren jedoch endgültig erreicht, als 2014 im Zuge der Flüchtlingskrise Kinder ohne jegliche Deutschkenntnisse in unsere Klassen kamen. Aufgrund dieser Entwicklung haben wir unseren Ansatz so modifiziert, dass auch Kinder mit geringen oder keinen Deutschkenntnissen die Möglichkeit erhalten, ihre Wahrnehmungen, Emotionen und Wünsche zum Ausdruck zu bringen – denn nur, wer sich mitteilen kann, wird sich im sozialen Miteinander als wichtig erleben und wohlfühlen können. Die Kommunikationsstruktur unserer Methode bildet ein Parcours (die Brücke), der von den Kindern in einer festen Schrittfolge des Aufeinanderzubewegens durchlaufen wird. Als Kommunikationsmittel wählten wir Bildkarten, die sich die Kinder gegenseitig zeigen und mit deren Hilfe sie sich mitteilen können. Inzwischen ist dieses bildbasierte Verfahren fest in unserem Schulalltag integriert und wird von den Schülerinnen und Schülern selbstständig angewendet.
© Finken-Verlag · www.finken.de 7 Der Ansatz von Dr.Marshall B. Rosenberg Die von uns entwickelte Du-Ich-Wir-Methode basiert auf den Grundgedanken von Dr. Marshall B. Rosenberg. Der US-Amerikaner Dr. Marshall B. Rosenberg (1934–2015), international als Konfliktmediator bekannt, wurde bereits in jungen Jahren mit Rassenkonflikten konfrontiert. Aufgrund seines jüdischen Namens war Rosenberg von Diskriminierung und Gewalt betroffen und erfuhr, dass ein Name ebenso gefährlich sein kann wie eine Hautfarbe. Rosenberg promovierte in Psychologie und beschäftigte sich Zeit seines Lebens mit der Frage, welche Möglichkeiten es gibt, dass Menschen über alle Grenzen hinweg einen gemeinsamen Nenner finden, der sie befähigt, sich sowohl friedvoll als auch gleichwertig zu begegnen. Dabei sollten die verschiedenen Interessen in einer Art miteinander ausgehandelt werden, die den Bedürfnissen aller gerecht werden. Dr. Marshall B. Rosenberg gründete in den USA das Center for Nonviolent Communication. Die von ihm entwickelte Methode der Gewaltfreien Kommunikation (GfK) ist ein Werkzeug, um Konflikte aller Art friedlich beizulegen. Das Verfahren beinhaltet eine Art der Kommunikation, bei der die Konfliktpartner einen Perspektivwechsel vornehmen und Einsicht in die Interessen, Sichtweisen und Interpretationen ihres Gegenübers gewinnen.
8 © Finken-Verlag · www.finken.de Die vier Komponenten der GfK Rosenbergs Verfahren beruht auf einem festen Gesprächsablauf, der im Wechsel zwischen zwei Parteien bzw. Personen stattfindet. 1. Beobachtung: Im ersten Schritt wird beobachtet, was in einer Situation geschieht. Welche Handlungen und Aussagen nehmen wir wahr? Wichtig hierbei ist es, diese Beobachtung frei von Bewertungen wiederzugeben. 2. Gefühle: Als Nächstes äußern wir unsere Gefühle, die wir bei der Beobachtung der Handlung empfinden. 3. Bedürfnisse: Bei der dritten Komponente verbalisieren wir das Bedürfnis, das hinter unseren Empfindungen steckt. 4. Bitte: Im letzten Schritt formulieren wir eine konkrete Bitte. Dabei kommt zum Ausdruck, was wir uns von unserem Gegenüber wünschen, um unser Bedürfnis zu stillen. Nach Rosenbergs Überzeugung kann man den geübten gewaltfreien Dialog in vielfältigen Konfliktsituationen anwenden. Für eine intensivere Auseinandersetzung mit der Methode der Gewaltfreien Kommunikation nach Dr. Marshall B. Rosenberg empfehlen wir das Buch „Gewaltfreie Kommunikation – Eine Sprache des Lebens“ von Marshall B. Rosenberg (Paderborn, Junfermann Verlag 2016). Die Methode Du – Ich – Wir Unser Konzept basiert auf dem oben beschriebenen theoretischen Ansatz. Dabei haben wir eine didaktische Reduktion vorgenommen und auf die Stufe der „Bedürfnisse“ verzichtet, da diese auf der sprachlichen Ebene recht anspruchsvoll ist und ein hohes Maß an Reflexion voraussetzt. Über einen geleiteten Austausch sollen die Kinder Einsichten in die Wahrnehmung und das Befinden des anderen gewinnen, was schließlich zu einem besseren Verständnis füreinander und zur Entschärfung oder Beilegung eines Konfliktes führt.
© Finken-Verlag · www.finken.de 9 Das stark standardisierte Verfahren ist für Kinder leicht durchschaubar und macht es deshalb zu einem praktikablen und unkomplizierten Werkzeug, Konflikte schnell beizulegen. Kernelemente dieser Methode sind die Brücke mit einer Verständigungszone sowie Bildkarten in drei verschiedenen Farben. Die Brücke Zur Beilegung eines Konfliktes beschreiten die Kinder einen Parcours. Wir nennen ihn „Brücke“, aber auch andere Bezeichnungen sind möglich. Die Brücke besteht aus 2x3 rutschfesten Klappkarten, die aneinandergelegt werden (s. Abbildung rechts). In der Mitte entsteht ein Zwischenraum: die Verständigungszone. Um einen Konflikt zu lösen, treffen sich die beiden Konfliktpartner an dieser Brücke (zum genauen Ablauf s. S. 11 ff.). Die Partner stellen sich je an einer Seite der Brücke auf und schreiten nacheinander ihren Teil des Weges Richtung Verständigungszone ab. Während dieser Phase muss das andere Kind warten und darf sich nicht einmischen bzw. das aktive Kind nicht unterbrechen. Wir Ich Du Wir Ich Du Verständigungszone
10 © Finken-Verlag · www.finken.de Die Bildkarten Für jeden Schritt des Aufeinanderzugehens stehen Bildkarten zur Verfügung, auf denen die Konfliktursachen (Du-Karten), die daraus resultierenden Gefühle (Ich-Karten) und die Wünsche zur Konfliktlösung (Wir-Karten) dargestellt sind. Mithilfe dieser Karten teilt das aktive Kind seinem Gegenüber Folgendes mit: 1. S chritt: Du hast … Wiedergeben, was einem angetan wurde 2. S chritt: Ich fühle mich … Mitteilen, welches Gefühl das Verhalten in einem ausgelöst hat 3. S chritt: Ich wünsche mir … Äußerung eines Wunsches, wie der Streit beigelegt werden soll (So können wir den Streit beilegen.) Dazu wird auf jeder Stufe die entsprechende Karte für das Gegenüber gut sichtbar vor die Brust gehalten. Auf der Rückseite sind ein Wort und ein Satz zur sprachlichen Unterstützung abgedruckt, die zusätzlich vorgelesen werden können. ausgrenzen Du hast mich ausgegrenzt. traurig Ich bin traurig. sich die Hand geben Ich wünsche mir, dass wir uns die Hand geben. © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir 1 2 3 Wir Ich Du 1 2 3
© Finken-Verlag · www.finken.de 11 Der Ablauf Die Auseinandersetzung stoppen Ein wichtiger Schritt beim gewaltfreien Umgang miteinander ist das Unterbrechen einer Auseinandersetzung. Hierfür wird das Stopp-Zeichen eingeführt. Das Zeichen ist als Bildkarte in der Box enthalten. Zeigt ein Kind die Stopp-Hand, ist dies das Signal zur Unterbrechung der Auseinandersetzung. Das Signal kann auch durch die Lehrkraft oder durch andere Schülerinnen und Schüler gesetzt werden. Ist der Streit erst einmal unterbrochen, kann er für beide Parteien bereits an dieser Stelle beendet sein – es sei denn, eine der beiden Parteien signalisiert, den Konflikt klären zu wollen. Die Brücke aufsuchen Mit dem Auszeit-Zeichen signalisiert ein Kind dem anderen, dass es eine Klärung des Konfliktes wünscht. Auch dieses Signal liegt als Bildkarte vor. Führt ein Kind diese Geste durch, ist dies die nonverbale Aufforderung, die Brücke zu beschreiten. Weigert sich das andere Kind, der Aufforderung zu folgen, kann die Lehrkraft zu Hilfe kommen. Ist das Konzept jedoch in der Klasse/Schule einmal etabliert, ist ein Eingreifen kaum noch nötig. Wenn mehrere Kinder eine Konfliktpartei bilden, ist es theoretisch denkbar, dass mehr als zwei Personen die Brücke aufsuchen. Dies erfordert aber ein großes Maß an Absprache auf jeder Stufe und kann zu neuen Problemen führen. Sollten mehrere Kinder an einem Konflikt beteiligt sein, schlagen wir die Auswahl einer Person vor, die die Interessen der Gruppe vertritt. Stopp! © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir Auszeit! Komm mit mir auf die Brücke. © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir
12 © Finken-Verlag · www.finken.de Die Brücke beschreiten Einigen sich zwei Kinder darauf, dass sie den Konflikt mithilfe der Brücke klären möchten, stellen sie sich an den gegenüberliegenden Enden der Brücke auf. Dies schafft bereits eine räumliche Distanz und verhindert weitere körperliche Streitigkeiten. Die beiden Kinder schreiten nacheinander ihren Teil der Brücke Richtung Verständigungszone ab. Während dieser Phase muss das andere Kind warten und darf sich nicht einmischen bzw. das aktive Kind nicht unterbrechen. So entsteht ein zeitlicher Puffer, durch den erste starke Emotionen etwas abkühlen. 1. Schritt /Kind 1 In der Regel beginnt das Kind, welches das Beschreiten der Brücke mithilfe des Zeichens Auszeit! vorgeschlagen hat. Wird die Konfliktlösung durch eine dritte Person veranlasst, entscheidet diese, wer zuerst aktiv wird, sofern sich die Konfliktgegner nicht selbstständig einigen können. Auch ein einfaches Losverfahren (z. B. Würfeln) ist denkbar. Das erste Kind beginnt, indem es das Du-Feld betritt und seinem Gegenüber mitteilt, was ihm angetan wurde. Dafür wählt es die entsprechende Bildkarte aus (z. B.: Du hast mich beschimpft.). Das Kind hält die Bildkarte so vor seine Brust, dass Kind 2 sie gut sehen kann. Gleichzeitig können sich die Kinder auch sprachlich äußern, müssen es aber nicht. Als Hilfestellung sind auf der Rückseite ein Wort und ein Satz abgedruckt, die zusätzlich vorgelesen werden können. Du © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir Vorderseite beschimpfen Du hast mich beschimpft. Rückseite Diese Bildkarten haben einen violetten Hintergrund.
© Finken-Verlag · www.finken.de 13 2. Schritt /Kind 1 Nachdem das Kind diesen ersten Schritt ausgeführt hat, legt es die Bild- karte zurück und geht einen Schritt weiter auf das Ich-Feld. Auf diesem Feld soll das Kind ausdrücken, welches Gefühl die zuvor beschriebene Tat in ihm ausgelöst hat (z. B.: Ich bin traurig.). Wieder wählt das aktive Kind die passende Karte aus und zeigt diese seinem Gegenüber. 3. Schritt /Kind 1 Im nächsten Schritt stellt sich Kind 1 auf das Wir-Feld und zeigt hier dem Konfliktpartner, was es sich von ihm wünscht, um den Konflikt beilegen zu können. Erneut wird eine passende Bildkarte ausgewählt und vor die Brust gehalten (z. B.: Ich wünsche mir, dass du dich entschuldigst.). Hiermit hat Kind 1 seine Seite des Konflikts geschildert und bleibt nun auf dem Wir-Feld stehen. Die Bildkarte mit seinem Wunsch hält es für den anderen gut sichtbar weiterhin hoch. Ich © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir Vorderseite traurig Ich bin traurig. Rückseite Die Bildkarten zu den Gefühlen haben einen blauen Hintergrund. Die Bildkarten zu den Wünschen haben einen grünen Hintergrund. Wir © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir Vorderseite sich entschuldigen Ich wünsche mir, dass du dich entschuldigst. Rückseite
14 © Finken-Verlag · www.finken.de Schritte 1 bis 3 /Kind 2 Nun läuft Kind 2 von der gegenüberliegenden Seite dieselben drei Schritte ab wie Kind 1. In seltenen Fällen wird es bei Schritt 1, 2 und gegebenenfalls auch 3 keine Bildkarte zeigen, da es – als möglicher Streitverursacher – dem anderen Kind auch nicht zwingend etwas „vorzuwerfen“ hat, keine negative Emotion empfindet und auch keinen Wunsch an den anderen vorzubringen hat. Die Verständigungszone betreten Sind die beiden Kinder auf den Wir-Feldern angekommen, stehen sie sich mit ihrem jeweiligen Wunsch gegenüber. In der Regel zeigen beide Kinder ihren jeweiligen Wunsch, im Sonderfall (siehe oben) nur der oder die „Geschädigte“. Für den weiteren Verlauf gibt es verschiedene Szenarien: Beide wünschen sich den gleichen Ausgang des Konfliktes und sind bereit, dem Wunsch des anderen nachzukommen. Sie treten in die Verständigungszone und erfüllen sich gegenseitig den Wunsch, indem sie sich z. B. entschuldigen. Bei Handlungen, die sich nicht unmittelbar erfüllen lassen (z. B. etwas teilen), klatschen sich die Kinder grundsätzlich als Zeichen der Einigung ab. Jeder wünscht sich etwas anderes. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. • Beide Kinder sind bereit, den Wunsch des anderen Kindes zu erfüllen. Sie signalisieren dies durch Kopfnicken. Anschließend betreten sie die Verständigungszone und führen beide Versöhnungsgesten aus bzw. klatschen sich ab. Wir Wir Verständigungszone
© Finken-Verlag · www.finken.de 15 • Ist nur eines der beiden Kinder bereit, die gewünschte Versöhnungsgeste auszuführen, das andere aber nicht, so zeigt das erste dies durch Kopfnicken und das zweite durch Kopfschütteln. Sie betreten dann trotzdem die Verständigungszone, wobei nur das erste Kind die Geste ausführt. • Ist kein Kind bereit, den Wunsch des anderen zu erfüllen, signalisieren sich die Kinder dies durch Kopfschütteln. Sie betreten die Verständigungszone nicht und gehen auseinander. Sollten sich die Kinder bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht beruhigt haben, ist die Schlichtung durch eine dritte Person ratsam. • Es kann vorkommen, dass ein Kind keine Wir-Bildkarte zeigt, da es den Streit allein verursacht hat und keinen Wunsch vorbringen kann oder möchte. Es entscheidet dann durch Kopfnicken oder Kopfschütteln, ob es den Wunsch seines Gegenübers erfüllen möchte. Ein Kind oder beide Kinder zeigen die Karte: „Ich wünsche mir, dass du mich in Ruhe lässt.“ Dieser Wunsch ist zu respektieren. Erzwungene Versöhnung ist unehrlich und sorgt dafür, dass unterschwellig Gefühle weiterbrodeln, die dann meist schnell zum nächsten Streit führen. In diesem Fall betreten die Kinder zum Abschluss die Verständigungszone und gehen ohne weitere Versöhnungsgeste auseinander. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass durch die vorangegangene Auseinandersetzung mit dem Streit und das Ernstnehmen des Geschehenen aber schon ein so tiefes Verständnis für die Situation geschaffen wurde, dass der Konflikt trotzdem entschärft ist.
16 © Finken-Verlag · www.finken.de Einführung der Handzeichen Zwei wesentliche Elemente des Verfahrens sind die Signale Stopp! und Auszeit! (Diese Signalkarten befinden sich in der Box). Mit diesen Zeichen müssen die Kinder vor und während der Einführung des Verfahrens vertraut gemacht werden. Die Stopp-Hand gilt als Signal zur Beendigung einer Auseinandersetzung. Sie kann am besten eingeführt werden, wenn die Kinder Konfliktsituationen nachstellen. Die Reaktion auf das Zeichen kann in vielen Unterrichts- situationen trainiert werden. Sehr motivierend sind Spiele, die sich z. B. im Sport- unterricht oder im Freien umsetzen lassen: Die Kinder laufen herum und bleiben schlagartig stehen, sobald das Handzeichen Stopp! von der Lehrkraft oder ausgewählten Kindern gegeben wird. Auch im Musikunterricht kann das Stopp-Signal genutzt werden, um z. B. auf Klangphasen kurze Ruhephasen folgen zu lassen. Das Handzeichen Auszeit! als Signal, dass man die Brücke zur Klärung eines Konfliktes aufsuchen möchte, wird am besten eingeführt, nachdem die Kinder das Verfahren bereits einige Male erprobt haben. Die Kinder werden automatisch die Frage stellen, wie man seinem Konfliktpartner vermitteln kann, dass man eine Klärung des Konfliktes mithilfe der Brücke wünscht. Genau wie die Stopp-Geste wird auch diese Geste als verbindliches Signal eingeführt. Diese beiden Signalkarten sind in doppelter Ausführung in der Box enthalten. Sie müssen aber nicht zwingend in der Box verbleiben, da die Kinder – anstatt sich die Karten gegenseitig zu zeigen – auch ebensogut das Handzeichen ausführen können. Möglich ist, die beiden Signalkarten als Erinnerungsstütze im Klassenraum aufzuhängen. Da jede Karte doppelt vorhanden ist, können Sie die jeweilige Textseite (Rückseite) neben die Bildseite hängen. © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir
© Finken-Verlag · www.finken.de 17 Einführung des Verfahrens: Verschiedene Methoden Für die Einführung der Du-Ich-Wir-Methode bieten sich verschiedene Vorgehensweisen an, die didaktisch unterschiedlich akzentuiert und zeitaufwendig sind. Die folgenden Vorschläge haben sich unserer Erfahrung nach als hilfreich erwiesen. Letztlich kann aber jede Lehrkraft aus ihrem eigenen Erfahrungsschatz schöpfen und einen individuellen Weg wählen, um Kinder mit der Methode vertraut zu machen. Schnellstart Wenn Sie möchten, können Sie die Kinder – ohne vorangegangene Einführung – direkt mit der am Boden ausgelegten Brücke konfrontieren. Anlass kann ein akut aufgetretener Konflikt sein. Legen Sie die Bildkarten neben die farblich passende Klappkarte (später können die Kinder die Karten auch direkt aus der Box holen). Erproben Sie nun mit den Kindern das schrittweise Aufeinanderzugehen nach den vorgestellten Regeln. Dabei können Sie andere Schülerinnen und Schüler einbinden, die das Geschehen beobachten. Nachdem die Kinder den ersten Konflikt mittels der Brücke beigelegt haben, sollten die Signale Stopp! und Auszeit! eingeführt bzw. noch einmal erklärt werden. Die ersten Male werden Sie die einzelnen Schritte noch begleitend erläutern müssen. Mit zunehmender Übung werden die Kinder aber immer seltener auf Ihre Hilfe und Unterstützung angewiesen sein. Um das Verständnis für das Verfahren zu sichern, bieten sich verschiedene Übungen an, die auf den Seiten 23 und 24 vorgestellt werden.
18 © Finken-Verlag · www.finken.de Anknüpfen an eine reale oder fiktive Konfliktsituation Um die Kinder an das Verfahren heranzuführen, können Sie auch eine zeitlich zurückliegende oder fiktive Konfliktsituation als Impuls wählen (z. B. im Rahmen einer Unterrichtseinheit zum Thema „Streit“). Hier einige Vorschläge: Nutzen Sie die Bildkarten „Du“ (violett), auf denen verschiedene Konfliktsituationen dargestellt sind. Die Kinder können das Geschehen beschreiben und über den Fortgang spekulieren. Lesen Sie den Kindern eine kurze Streit-Geschichte vor und lassen Sie sie Vermutungen über deren Ausgang anstellen. Bildergeschichten mit offenem Ende eignen sich gut als Erzählimpuls. Eigene Erlebnisse der Kinder bieten oft vielfältige Erzählanlässe. Diese können in Zeichnungen und selbst geschriebenen Texten dargestellt und besprochen werden. Auch Beobachtungen der Kinder (z. B. auf dem Pausenhof) können herangezogen werden. Stellen Sie nun die Du-Ich-Wir-Methode als einen Weg vor, die Streitigkeiten beizulegen. Zwei Kinder übernehmen dabei die Rolle der Konfliktpartner. Am besten ist es, wenn die Kinder abwechselnd in beide Rollen schlüpfen, um den Perspektivwechsel zu erleben. Führen Sie diese Rollenspiele immer wieder anhand neuer (fiktiver) Konfliktsituationen durch, sodass möglichst alle Kinder die Brücke einmal durchlaufen und Routine gewonnen haben. © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir ?
© Finken-Verlag · www.finken.de 19 Kleinschrittige Einführung mithilfe der Bildkarten Je nach zur Verfügung stehender Zeit können Sie die Kinder auch sehr kleinschrittig mithilfe der Bildkarten auf die Du-Ich-Wir-Methode vorbereiten. Hierfür sollten Sie mehrere Unterrichtseinheiten vorsehen. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass die Kinder die Bildkarten sehr gut kennen lernen und so ein gemeinsames Verständnis für die Bedeutung der Bildmotive entwickeln. Zudem erhalten spracharme Kinder die Möglichkeit, die auf den Kartenrückseiten abgedruckten Begriffe und Sätze besser zu verstehen und selbstständig zu verwenden. 1. Schritt Versammeln Sie die Kinder im Plenum und zeigen Sie ihnen die einzelnen Bildmotive der violetten Du-Bildkarten. Die Kinder können nun zum Beispiel: die Motive benennen / beschreiben, überlegen, wie es zu der Streitsituation gekommen sein könnte, Karten sortieren (z. B.: „Das habe ich auch schon erlebt.“, „Das tut weh.“, „Das ist gemein.“, „Das habe ich auch schon einmal jemandem angetan.“). © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir
20 © Finken-Verlag · www.finken.de Legen Sie die Karten nun z. B. auf dem Fußboden aus und nehmen den zweiten identischen Kartensatz hinzu. Legen Sie diesen Kartensatz mit der Textseite nach oben zu den anderen Karten. Nun können die Kinder die Bildmotive den Texten zuordnen. Die gefundenen Pärchen werden nebeneinandergelegt. Wurden alle Pärchen zugeordnet, werden die Bildkarten noch einmal hochgehalten und der jeweils passende Text vorgelesen. Zur Festigung können die Kinder nun allein oder zu zweit mithilfe der MemoKarten (s. Kopiervorlagen S. 32 ff.) Bild-Text-Pärchen bilden. Auch andere Spiele, wie z. B. Schnipp-Schnapp, bieten sich mit diesem Material an. 2. Schritt Legen Sie die Ich-Bildkarten (blau) aus. Lassen Sie die Kinder diese beschreiben und etwas dazu erzählen (z. B.: „So habe ich mich auch schon mal gefühlt, weil …“, Was könnte vorher passiert sein?) Auch hier können abschließend Bild-Text-Pärchen mit den Bildkarten und Memo-Karten gebildet werden. Sehr motivierend ist es für die Kinder, wenn sie die Emotionen pantomimisch darstellen können. boxen Du hast mich geboxt. beschimpfen Du hast mich beschimpft. © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir traurig Ich bin traurig. enttäuscht Ich bin enttäuscht. © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir
© Finken-Verlag · www.finken.de 21 3. Schritt Legen Sie die bereits bekannten Ich- und Du-Bildkarten aus (violett und blau). Nun können die Kinder verschiedene Zuordnungen zwischen Geschehen (violett) und Gefühl (blau) vornehmen, z. B.: Spielen Sie dabei möglichst viele verschiedene Möglichkeiten durch, damit die Kinder ein Gespür dafür bekommen, welche unterschiedlichen Gefühle eine Handlung auslösen kann. 4. Schritt Legen Sie die Wir-Bildkarten (grün) aus. Schnell werden die Kinder erkennen, dass hier etwas Positives dargestellt ist. Lassen Sie die Kinder wieder die Bildmotive beschreiben und etwas dazu erzählen (z. B.: „So fühle ich mich, wenn sich jemand entschuldigt, … mich tröstet, … mit mir teilt.“). Abschließend können die Kinder wieder mit den Karten Bild-Text-Pärchen bilden und die Begriffe und Sätze spielerisch mithilfe der Memo-Karten festigen. © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir Du hast mich geboxt. Ich habe Schmerzen. Ich bin traurig. sich entschuldigen Ich wünsche mir, dass du dich entschuldigst. trösten Ich wünsche mir, dass du mich tröstest. © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir
22 © Finken-Verlag · www.finken.de 5. Schritt Legen Sie nun ausgewählte Karten aller drei Kartentypen aus und lassen Sie diese von den Kindern sortieren. Dabei sollen die Kinder überlegen und beschreiben, worin der Unterschied zwischen den Kartentypen besteht (z. B.: Hier tut ein Kind einem anderen etwas an. Hier zeigt ein Kind bestimmte Gefühle. Hier gehen beide Kinder friedlich miteinander um.). Nun können Sie ein Konfliktszenario mit den Du- und Ich-Bildkarten legen, zum Beispiel: Die Kinder können anschließend überlegen, was sich das geschädigte Kind wünscht, und eine entsprechende Wir-Karte zuzuordnen. Dies kann mit verschiedenen Bildkarten/Konfliktszenarien durchgespielt werden. Schließlich wurden alle Bildkarten erarbeitet, sodass Sie die Kinder mit der Brücke vertraut machen können. © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir
© Finken-Verlag · www.finken.de 23 Möglichkeiten, das Verfahren einzuüben Das Du-Ich-Wir-Verfahren zeichnet sich dadurch aus, dass es transparent und leicht verständlich ist. Damit die Kinder es möglichst automatisiert und selbstständig anwenden können, ist es sinnvoll, das Vorgehen immer wieder zu wiederholen und zu sichern. Hierfür können Sie das Plakat (S. 30–31) sowie die Memo-Kärtchen (S. 32 ff.) nutzen. Das Plakat Auf dem Plakat sind die wichtigsten Verhaltensregeln beim Beschreiten der Brücke bildlich dargestellt. Vergrößern Sie die Doppelseite auf DIN A3 und hängen Sie das Plakat für alle gut sichtbar auf (möglichst als Farbkopie). Das Plakat können Sie immer wieder nutzen, um den Kindern das Verfahren in Erinnerung zu bringen. Zugleich können Sie diese Vorlage als Beurteilungshilfe verwenden. Lassen Sie sowohl die zuschauenden als auch die aktiven Kinder mithilfe des Plakats einschätzen, ob sie sich an alle Verhaltensregeln gehalten haben: Sind die Karten gut sichtbar für das andere Kind hochgehalten worden? Durfte jedes Kind seine Schritte ungestört ausführen? Hat das Kind seinem Gegenüber gut zugehört? 30 Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de So geht’s Auszeit! Komm mit mir auf die Brücke. Stopp! Halte die Karte bei jedem Schritt gut sichtbar hoch. Sei aufmerksam und warte. Sei aufmerksam und warte. Halte die Karte bei jedem Schritt gut sichtbar hoch. © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir 31 Bist du mit dem Wunsch des anderen einverstanden? Dann nicke. Bist du nicht einverstanden? Dann schüttle den Kopf. Einigt ihr euch nicht, geht friedlich auseinander. Einigt ihr euch, betretet die Mitte. Nun verständigt euch. Könnt ihr den Wunsch des anderen erst später erfüllen, klatscht euch ab.
24 © Finken-Verlag · www.finken.de Die Memo-Karten Die Memo-Kärtchen können immer wieder genutzt werden, um sowohl das Verfahren als auch den Wortschatz zu festigen. Es bietet sich an, die Kopiervorlagen in Form einer Bildergalerie nebeneinander aufzuhägen, sodass die Kinder den Bild-Wortschatz immer vor Augen haben. Die Memo-Kärtchen eignen sich für vielfältige Übungen: Die Kärtchen können wie bei einem klassischen Memo-Spiel verwendet werden (Pärchen finden). Noch nicht alphabetisierte Kinder können Bild-Bild-Zuordnungen vornehmen. Halten Sie beim Spielen die Kinder immer wieder dazu an, die von ihnen aufgedeckten Karten deutlich zu benennen. Es ist sehr hilfreich, wenn pro Spielgruppe ein Kind mit deutscher Muttersprache als Sprachvorbild und Hilfe mitspielt. Eine weitere Übungsmöglichkeit besteht darin, ein Kind das Textkärtchen vorlesen und das andere das dazu passende Bildkärtchen finden zu lassen. Eine motivierende Variante ist, die Bildmotive pantomimisch darstellen zu lassen. Der Spielpartner oder die Spielpartnerin sucht das dazu passende Textkärtchen. Mithilfe der Bildmotive können auch kleine Rollenspiele initiiert werden. Zwei Kinder ziehen ein Du-Kärtchen und spielen anschließend im Rollenspiel den Konflikt durch. Im Vorfeld sollte geklärt sein, wer innerhalb des Spiels das Stopp- und das Auszeitzeichen setzt. An der Brücke klären die Kinder anschließend nach den bekannten Regeln ihren Streit. Nutzen Sie für diese Rollenspiele kleine Zeitfenster, wie beispielsweise die Zeit vor der Pause oder dem Unterrichtsende. Einige dieser Übungen können selbstverständlich auch mit den großen Bildkarten durchgeführt werden.
© Finken-Verlag · www.finken.de 25 Wortschatzarbeit für Kinder mit Migrationshintergrund Bei Kindern mit geringen oder keinen Deutschkenntnissen ist es sinnvoll, die semantischen Übungen immer auch mit kleinen Ausspracheübungen zu verbinden. So können Sie z. B. die Wörter und Sätze nach Silben schwingen lassen, in verschiedener Lautstärke und Tonlage vorsprechen und nachsprechen lassen, pantomimisch umsetzen lassen. Führen Sie diese Übungen in kleinen, zeitlich überschaubaren Einheiten durch und konzentrieren Sie sich dabei auf wenige Begriffe. Individuelle Erweiterung Die Bildkarten dieser Box sind ein Basismaterial, das sich individuell modifizieren und erweitern lässt. So sind auf den Bildkarten Standardsituationen dargestellt. Falls in Ihrer Lerngruppe andere Konflikte häufig und typisch sein sollten, können Sie eigene Bildkarten erstellen. Die entsprechenden Vorlagen bieten wir Ihnen auf unserer Website unter www.finken.de/1685-Begleitmaterialien an. Hier finden Sie passende Vorlagen in den Farben und im Format der Bildkarten: Drucken Sie die gewünschten Seiten farbig aus. Die Kinder können nun eigene Zeichnungen anfertigen und diese dann auf den Farbausdruck kleben. Auch die Textseite können Sie mithilfe der Vorlage in der passenden Farbe gestalten.
26 © Finken-Verlag · www.finken.de Organisatorische Tipps Aufbewahrung der Materialien Wichtig ist, dass alle Materialien an einem festen Ort aufbewahrt werden. Dieser Platz kann mit dem Brückensymbol (s. Kopiervorlage S.44) gekennzeichnet werden. So können die Kinder selbstständig und schnell darauf zugreifen. Sofern die Methode an der ganzen Schule etabliert werden soll, müssen entsprechende Aufbewahrungsplätze vereinbart werden. Viele Streitereien finden auf dem Pausenhof statt. Da das Material im Freien beschädigt würde, sollte die Bereitstellung der Materialien bedarfsweise erfolgen, z. B. durch einen Dienst oder durch Streitschlichterkinder, die die Karten anschließend wieder an den vereinbarten Ort zurückbringen. Für einen schnellen und unkomplizierten Einsatz ist es wichtig, dass die Karten immer wieder richtig zurücksortiert werden. Möglich ist, dafür einen klasseninternen oder auch -übergreifenden Dienst zu benennen. Installation der Brücke Bei der Installation der Brücke sollten Sie darauf achten, dass die Verständigungszone (der Zwischenraum zwischen den beiden Wir-Klappkarten) so groß ist, dass die Kinder darin Bewegungsspielraum haben. Sie können diese Zone auch mit einem Fahrradschlauch, Hula-Hoop-Reifen oder einer rutschfesten Turnmatte zusätzlich markieren. Im Klassenzimmer ist es – je nach räumlichen Gegebenheiten – möglich, die Du-Ich-Wir-Klappkarten fest am Boden zu fixieren bzw. am Boden ausgelegt zu lassen. Steht dafür kein Platz zur Verfügung, sollten auch die Klappkarten nach dem Einsatz immer wieder in der Box verstaut werden. Eine gute Zwischenlösung ist es, die Brücke von einem eingeteilten Dienst morgens aufbauen und am Schulende wieder aufräumen zu lassen.
© Finken-Verlag · www.finken.de 27 Auch der Schulflur oder die Aula sind geeignete Plätze zur festen Installation der Brücke. Hier können klassenübergreifende Konflikte geklärt werden. Auch Streitereien innerhalb der Klasse lassen sich dort beilegen, ohne dass der Unterrichtsfluss gestört wird. Statt die Klappkarten zu verwenden, können die Schrittfelder der Brücke auch mit farbigem Klebeband gekennzeichnet werden. Im Pausenhof können (nach vorheriger Absprache) die Schrittfelder der Brücke auf den Boden gezeichnet werden: entweder mit Straßenkreide – dann müssen die Felder immer wieder erneuert werden – oder mit witterungsbeständigen Farben. Dies bietet sich vor allem an, wenn viele Klassen einer Schule mit dem Verfahren vertraut sind. Bereitstellen der Bildkarten Die Bildkarten sind im doppelten Kartensatz vorhanden. Ein Steg teilt die Box in zwei Hälften. Auf jede Seite gehört ein identischer Kartensatz. Legen Sie die Bildkarten entweder direkt neben die farblich passenden Klappkarten oder stellen Sie die Box in die Mitte des Parcours, sodass jedes Kind von seiner Seite aus auf die Karten zugreifen kann. Sind die Kinder noch nicht so routiniert im Umgang mit dem Material, bietet sich die erste Variante an. Einsatz von Streitschlichterkindern Zu Beginn ist es unabdingbar, dass Sie als Lehrkraft die Konfliktlösung als Mediator unterstützen. Hat sich die Methode in der Klasse etabliert, besteht die Möglichkeit, die „Vermittlerrolle“ an die Schülerinnen und Schüler abzugeben. Darauf sollten die Streitschlichterkinder z. B. in einem Workshop oder in einer Arbeitsgemeinschaft vorbereitet werden. Die ausgebildeten Schülerinnen und Schüler können nun bei Streitigkeiten einschreiten und den Ablauf an der Brücke begleiten. Hilfreich ist es, wenn diese Kinder optisch erkannt werden können (zum Beispiel durch das Tragen von Markierungsbändern oder Leibchen).
28 © Finken-Verlag · www.finken.de Die Wortschätze im Überblick Du-Bildkarten (17) Motiv/Begriff Satz an den Haaren ziehen Du hast mich an den Haaren gezogen. anspucken Du hast mich angespuckt. ausgrenzen Du hast mich ausgegrenzt. auslachen Du hast mich ausgelacht. beißen Du hast mich gebissen. beschimpfen Du hast mich beschimpft. boxen Du hast mich geboxt. den Mittelfinger zeigen Du hast mir den Mittelfinger gezeigt. etwas wegnehmen Du hast mir etwas weggenommen. festhalten Du hast mich festgehalten. kneifen Du hast mich gekniffen. kratzen Du hast mich gekratzt. schlagen Du hast mich geschlagen. schubsen Du hast mich geschubst. sich vordrängeln Du hast dich vorgedrängelt. treten Du hast mich getreten. würgen Du hast mich gewürgt.
© Finken-Verlag · www.finken.de 29 Ich-Bildkarten (7) Wir-Bildkarten (8) Motiv/Begriff Satz ängstlich Ich bin ängstlich. Ich habe Angst. einsam Ich fühle mich einsam. enttäuscht Ich bin enttäuscht. Schmerzen haben Ich habe Schmerzen. sich erschrecken Ich habe mich erschreckt. traurig Ich bin traurig. wütend Ich bin wütend. Motiv/Begriff Satz etwas zurückgeben Ich wünsche mir, dass du mir zurückgibst, was du mir weggenommen hast. in Ruhe lassen Ich wünsche mir, dass du mich in Ruhe lässt. miteinander spielen Ich wünsche mir, dass wir miteinander spielen. sich abwechseln Ich wünsche mir, dass wir uns abwechseln. sich die Hand geben Ich wünsche mir, dass wir uns die Hand geben. sich entschuldigen Ich wünsche mir, dass du dich entschuldigst. teilen Ich wünsche mir, dass wir teilen. trösten Ich wünsche mir, dass du mich tröstest.
30 Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de So geht’s Auszeit! Komm mit mir auf die Brücke. Stopp! Halte die Karte bei jedem Schritt gut sichtbar hoch. Sei aufmerksam und warte. Sei aufmerksam und warte. Halte die Karte bei jedem Schritt gut sichtbar hoch.
© Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir 31 Bist du mit dem Wunsch des anderen einverstanden? Dann nicke. Bist du nicht einverstanden? Dann schüttle den Kopf. Einigt ihr euch nicht, geht friedlich auseinander. Einigt ihr euch, betretet die Mitte. Nun verständigt euch. Könnt ihr den Wunsch des anderen erst später erfüllen, klatscht euch ab.
Memo-Karten Du 32 Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de an den Haaren ziehen Du hast mich an den Haaren gezogen. anspucken Du hast mich angespuckt. ausgrenzen Du hast mich ausgegrenzt.
© Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir 33 auslachen Du hast mich ausgelacht. beißen Du hast mich gebissen. beschimpfen Du hast mich beschimpft.
34 Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de boxen Du hast mich geboxt. den Mittelfinger zeigen Du hast mir den Mittelfinger gezeigt. etwas weggnehmen Du hast mir etwas weggenommen.
© Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir 35 festhalten Du hast mich festgehalten. kneifen Du hast mich gekniffen. kratzen Du hast mich gekratzt.
36 Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de schlagen Du hast mich geschlagen. schubsen Du hast mich geschubst. sich vordrängeln Du hast dich vorgedrängelt.
© Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir 37 treten Du hast mich getreten. würgen Du hast mich gewürgt.
Memo-Karten Ich 38 Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de ängstlich Ich bin ängstlich. Ich habe Angst. einsam Ich fühle mich einsam. enttäuscht Ich bin enttäuscht.
© Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir 39 Schmerzen haben Ich habe Schmerzen. sich erschrecken Ich habe mich erschreckt. traurig Ich bin traurig.
40 Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de wütend Ich bin wütend.
Memo-Karten Wir © Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir 41 etwas zurückgeben Ich wünsche mir, dass du mir zurückgibst, was du mir weggenommen hast. in Ruhe lassen Ich wünsche mir, dass du mich in Ruhe lässt. miteinander spielen Ich wünsche mir, dass wir miteinander spielen.
42 Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de sich abwechseln Ich wünsche mir, dass wir uns abwechseln. sich die Hand geben Ich wünsche mir, dass wir uns die Hand geben. sich entschuldigen Ich wünsche mir, dass du dich entschuldigst.
© Finken-Verlag · www.finken.de Du – Ich – Wir 43 teilen Ich wünsche mir, dass wir teilen. trösten Ich wünsche mir, dass du mich tröstest.
Das Brücken-Symbol 44 Du – Ich – Wir © Finken-Verlag · www.finken.de " Wir Ich Du Wir Ich Du Verständigungszone
Best.-Nr. ⁄68∞-⁄6‹›
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