© Finken-Verlag · www.finken.de 5 Lernkonzept und Zielgruppe „Die deutsche Rechtschreibung ist unlogisch!“ Dieser Satz wird leider immer wieder von Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrkräften geäußert. Mit der Rechtschreibleiter möchte ich das Gegenteil behaupten und beweisen: Es gibt ein System, mit dem die Rechtschreibung erklärbar ist. Dieses hier vorgelegte System basiert nicht ausschließlich auf linguistischen Prinzipien, sondern orientiert sich daran, wie und in welchen Schritten die Rechtschreibung für die Lernenden durchschaubar und für die Lehrenden vermittelbar ist. Der hier angebotene sukzessive Aufbau der Rechtschreibsicherheit mithilfe 16 aufeinander aufbauender Stufen bzw. Strategien folgt im Wesentlichen den Erkenntnissen und Forschungen von Carola Reuter-Liehr (Reuter-Liehr, C., 2001: Lautgetreue Rechtschreib- förderung) und Christine Mann (Mann, C., 1991, 5. Aufl. 2002: Selbstbestimmtes Rechtschreiblernen). Diese beiden Autorinnen seien unbedingt zur vertiefenden Lektüre empfohlen. Ohne die Zusammenarbeit mit ihnen, ohne meine Göttinger Ausbildung zum Legasthenietherapeuten und ohne die zeitweilige Mitarbeit in dem Forschungsprojekt wäre mir das hier vorgelegte System verschlossen geblieben. Daher gilt diesen beiden mein ganz besonderer Dank. Die Rechtschreibleiter beinhaltet im Vergleich zu dem von Frau Reuter-Liehr vorgelegten umfangreichen Material eine anders akzentuierte Abfolge, die in der Reduktion im Hinblick auf Ziel und Zielgruppe entstanden ist. Das hier vorgelegte Übungsmaterial ist vorrangig geeignet für rechtschreibschwache Kinder der 2. – 4. Klasse der Primarstufe. In Einzelfällen ist die Arbeit auch mit Kindern der 5. Klasse möglich. Auch in Förder- und Sonderschulen ist das Material sehr gut einsetzbar. Das Material (Plakate, Spiele, Arbeitsblätter) lässt sich für die Kleingruppenförderung und Einzelförderung nutzen. Aber auch die „normalen“ Rechtschreiblerner*innen profitieren von den methodisch strukturierten Übungsangeboten. Im Sinne einer guten Verzahnung von Regel- und Förderunterricht können die dargebotenen Strategien sehr wohl auch im regulären Deutschunterricht aufgegriffen werden. Ziel allen Handelns mit diesem Material ist der sukzessive Aufbau von Rechtschreibsicherheit entsprechend der von Reuter-Liehr explorierten Prinzipien „Erfolge von Anfang an“, „vom Leichten zum Schweren“ und „vom Häufigen zum Seltenen“ (2001, S. 48 ff.). Die in der Rechtschreibleiter angebotenen Strategien folgen diesen Prinzipien so weit wie möglich, um das Kind in seinem Lernprozess zu stärken und auch der Lehrkraft die notwendige Struktur für die Vermittlung von Rechtschreibsicherheit zu geben. Die hier dargebotene Reihenfolge muss nicht von jedem Kind Schritt für Schritt durch- laufen werden. Je größer jedoch die bestehenden Rechtschreibunsicherheiten sind, desto wichtiger wird es sein, die grundlegenden alphabetischen Stufen zu erarbeiten. Schnelle Lerner*innen mit einem guten Selbstvertrauen werden diese Stufen sicher auch schneller durchlaufen können. Wenn Sie als Lehrkraft unsicher sind, an welcher Stelle die Lernenden einsteigen sollten, nehmen Sie einfach die förderdiagnostischen Einstufungstests (s. S. 14), um festzustellen, welche Strategien die Kinder bereits beherrschen. In der Regel hilft auch ein Blick auf die letzten Diktate und die Spontanschreibungen, um zu erkennen, mit welchen Strategien das Kind noch Schwierigkeiten hat.
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