1500 Schreiben lernen

4 © Finken-Verlag · www.finken.de Schreiben lernen Konzept Das Material vermittelt zunächst systematisch alle alphabetischen Schreibweisen (Basisschriftzeichen). Dabei werden nicht nur Anlaute sondern alle Laute des Deutschen vermittelt. Von besonderer Be- deutung ist dabei der Schwa-Laut / e / 1 , der z. B. am Ende des Wortes <Bien e > /bi:n e / gesprochen wird. Er unterscheidet sich von einem langen-e (dem Anfangslaut von <Esel> /e:/) ebenso wie von 3 dem Anfangslaut von <Ente>, welcher einem kurzen-ä / / ähnelt. Der Schwa-Laut / e / ist der häufigste Vokal im Deutschen und sein Anteil in Texten liegt bei rund zehn Prozent. Schreibvarianten werden am Anfang bewusst ausgeklammert. Das Konzept der Basisverschriftungen stellt jedem Laut am Anfang nur ein Schriftzeichen – und zwar das statistisch häufigste – gegenüber (vgl. Thomé 1992) 2 . So lernen die Kinder von Anfang an, dass das lange-i /i:/ durch das Schriftzeichen <ie> abgebildet wird. Wörter wie Igel, Tiger, Biber werden ausgeklammert, da bei ihnen der lange i-Laut /i:/ ungewöhnlicher Weise mit einem einfachen <i> geschrieben wird. Z. B. lernen die Kinder auch für den Laut /f/ zuerst die Basisverschriftung <f> kennen. Am Ende des Lehrgangs werden spezielle Verbindungen <Qu, St, Sp, nk> und besondere Schriftzeichen <C, V, Y, X, Ä> vermittelt. Die Laut-Schrift-Beziehungen stellen im Deutschen keine einfache 1:1-Beziehung dar. Dem trägt das Konzept Rechnung, indem neben den Laut-Schrift-Korrespondenzen die typischen Wortstrukturen im Fokus stehen. Die Kinder lernen die Besonderheiten der Reduktionssilben mit ihren von der Aus- sprache abweichenden Schreibweisen kennen. Das betrifft insbesondere die Verschleifung (Tilgung) des geschriebenen <e> in der Aussprache der Wortendungen (z. B.: hab e n, Büg e l). Gleichzeitig vermittelt das Material grammatische Zusammenhänge, die mit den lautlichen (phonologischen) Er- scheinungen in Verbindung stehen. Gezeigt werden strukturelle Regelhaftigkeiten (z. B. die Endung -e bei Verben in der 1. Person Singular: ich schlaf e , ich les e ) und grammatische Funktionen (z. B. die Endung -er bei männlichen Berufsbezeichnungen: Mal er , Imk er ). Das Wortmaterial für die Einführung in die Basisverschriftungen beinhaltet ausschließlich indigene Wörter . Z. B. werden keine Wörter, die auf <-a> (Sof a , Lam a ) enden, einbezogen, da dies für das Deutsche untypisch ist. Die Kinder lernen dafür von Anfang an, dass die Endung [ a ] (ähnlicher Laut wie [a]) mit <-er> verschriftet wird und üben dies an zahlreichen Beispielen (Hung er , Brud er , Mal er , ab er , od er usw.). Folgende Schreibweisen sind unsystematisch und kommen in dem verwendeten Wortmaterial nicht vor: • Zweisilber mit Betonung auf der zweiten Silbe (z. B. Kamel, Pirat) • Zweisilber mit anderen Vokalen in der zweiten Silbe außer Schwa (z. B. Ufo, Sofa, Salat) • Wörter mit untypischen Laut-Schrift-Korrespondenzen (z. B. Chor, Clown) • Wörter, die aus zwei oder drei Vollsilben bestehen (z. B. Banane, Salami, Telefon); im Deutschen üblich sind Dreisilber, die durch Zusammensetzungen entstehen (z. B. ansagen, Schultasche). • Wörter mit zwei aufeinanderfolgenden Vokalen, die nicht <au, eu, ei> entsprechen (z. B. Radio, Lineal, Ferien) Sobald Kinder Sätze verschriften, benötigen sie Funktionswörter , deren Schreibweisen nicht nur Basisschriftzeichen enthalten (z. B. <und> /unt/). Funktionswörter müssen als eigenständige Wörter erkannt und durch das Einhalten von Wortgrenzen optisch getrennt werden. In dem Kapitel „Kleine Wörter“ (ab S. 119) werden 20 Funktionswörter geübt und angewendet. Kinder sollen Schriftsprache von Anfang an als Ausdrucks- und Kommunikationsmittel erleben und gebrauchen dürfen. Dabei erfahren sie, welchen Nutzen die Aneignung der Schriftsprache für sie selbst haben kann und entwickeln Schreibfreude und Lernmotivation. Das Einhalten von (recht- schriftlichen) Normen dient dabei dem Zweck, für antizipierte Leser*innen verständlich zu schreiben. Das selbstständige Schreiben stellt für Kinder eine große Herausforderung dar. Eigene Schreibideen und Gedanken gilt es zu entwickeln und zu formulieren. Gleichzeitig soll das, was bereits bekannt ist, auch möglichst normgerecht umgesetzt werden. Nur indem die Kinder kontinuierlich eigene Texte verfassen , können sie diese komplexen Anforderungen zunehmend besser meistern. Dabei ist die gezielte rechtschriftliche Überarbeitung ausgewählter Fehler bzw. ausgewählter Fehlerschwerpunkte sinnvoll. Das vorliegende Material enthält verschiedene Schreibanlässe und gibt Tipps zum recht- schriftlichen Überarbeiten . 1 Folgend werden wie in der Sprachwissenschaft üblich in eckigen Klammern [ ] Aussprache, in Schrägklammern / / Lautklassen und in spitzen Klammern < > Schriftzeichen wiedergegeben. 2 Thomé, G. (1992): Alphabetschrift und Schriftsystem. Über die Prinzipien der Orthographie aus schrifthistorischer Sicht. In: Zeitschrift für germanistische Linguistik 20, S. 210–226.

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