1076 – Mit Fred durch das Jahr – Experimentieren im Kindergarten

10 © Finken-Verlag · www.finken.de Naturwissenschaftliche Experimente: sprachsensibel für alle Kinder gestalten Weitere Gesprächsanlässe ergeben sich nach dem Experiment: beispielsweise bei der Beschreibung des Beobachteten, der Formulierung einer Warum-Frage, dem ersten Ver- suche einer naturwissenschaftlichen Deutung usw. Hier können – je nach sprachlichem Stand der Kinder – auch komplexere Satzgefüge verwendet werden. Bei der Beschreibung des Beobachteten wären beispielsweise Satzkonstruktionen mit folgenden Begriffen denkbar: bevor, damit, denn, weil, falls, nachdem, wenn – dann, dass, entweder – oder usw. (Vortrag: Kuhr, Marina (Arbeitsgruppe Prof. Dr. Renate Zimmer), Universität Osna- brück). Storytelling Die Geschichten von Freds Abenteuern sind fast ausschließlich sprachlich gebunden. Über die Illustrationen zu den Geschichten können mit den Kindern Gespräche initiiert werden. Das Einbetten eines Experiments in eine Geschichte schafft eine stabile sprachliche Brücke zwischen Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft. In der Schule lässt sich häufig beobachten, dass sich Kinder entweder für Naturwissenschaften oder für Geisteswissenschaften interessieren. Die- ser „Trennung“ kann versucht werden ent- gegenzuwirken, indem frühzeitig eine Ver- bindung zwischen beiden Domänen her- gestellt wird. Analogien und Animismen – Experimente kindgerecht deuten Die Deutung des naturwissenschaftlichen Experiments hat einen unmittelbaren Sprachbe- zug. Entweder arbeiten wir mit Analogien: „Wo Luft ist und nicht entweichen kann, da kann Wasser nicht eindringen.“ So können wir beispielsweise erklären, warum eine Serviette in einem Glas nicht nass wird, wenn das Glas mit der Öffnung nach unten in einen Wasser- eimer gehalten wird. Die Analogie „Wo Maria steht, kann Peter im selben Augenblick nicht auch noch stehen“, untermauert das zuvor Gesagte. Eine zweite Möglichkeit, den naturwissenschaftlichen Hintergrund kindgerecht didaktisch zu reduzieren, bietet der Animismus. Damit ist eine Belebung der unbelebten Natur aus didaktischen Gründen gemeint. Ein Beispiel: „Öl und Wasser mögen sich nicht und können sich daher nicht mischen.“ Kindergartenkindern fällt es leicht, eine solche Deutung zu ver- stehen, weil ihnen das Gefühl bekannt ist, jemanden nicht zu mögen und daher Abstand zu halten. Dennoch ist ihnen auch klar, dass eine solche Formulierung im übertragenen Sinn und nicht real gemeint ist. Ob Analogie oder Animismus – immer ist die Deutung an sprachlichen Ausdruck gebun- den und da für Kindergartenkinder die Antworten auf ihre Warum-Fragen wichtig sind, werden sie mit größter Aufmerksamkeit versuchen, den sprachlichen Formulierungen zu folgen.

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